Eine schläfrige Provinzstadt im tiefsten Russland gerät aus dem Gleichgewicht, weil sich ein Gerücht wie ein Lauffeuer verbreitet. Ein Beamter aus Moskau kommt, ein „Revisor“, um nach dem Rechten zu schauen… Dieser scheint tatsächlich im Hotel abgestiegen zu sein, moniert dort die Qualität der Verpflegung und weigert sich, die Rechnungen zu bezahlen. Dieser Unmut ist gefährlich, steigt mit ihm doch die Gefahr, dass der Beamte die Zustände der Stadt nun besonders genau untersucht. Die Sorge, die mangelnde Hygiene im örtlichen Krankenhaus, die sehr lose interpretierten Lehrpläne in der Schule oder die absurden Gepflogenheiten im Gericht könnten ans Tageslicht gelangen, zieht eine Reihe abenteuerlicher Gefälligkeiten (bis hin zur Hand der Tochter des Bürgermeisters!) nach sich, mit der die Honoratioren der Stadt den vermeintlichen Gesandten zu bestechen versuchen. Der selbst, der natürlich nicht der gefürchtete Revisor ist, sondern nur ein verarmter, dafür aber umso gewitzterer Hallodri, nutzt die Gunst der Stunde und flieht ausreichend saniert aus der Stadt.
In der turbulenten Komödie „Der Revisor“ zeigt Gogol eine hierarchisch geprägte Gesellschaft im Filz von Gefügigkeit und Größenwahn und zeichnet damit die russische Provinzseele vor dem Hintergrund eines unüberschaubaren Apparats von Administration, in der Bestechung und Korruption geradezu an der Tagesordnung stehen. Durch das Eindringen eines Außenstehenden in diesen Mikrokosmos findet sich plötzlich eine ganze Stadt in einem Ausnahmezustand, der eine Dynamik entfacht, die das System zerstört und zugleich entlarvt.
„Der Revisor“ von Nikolaj Gogol in einer Bearbeitung für das Wiener Kindertheater